Die Kaffee Handmühle Comandante C40 „Nitro Blade„ MK4 im Test
Auspacken und erste Eindrücke:
Die Comandante kommt in einer wirklich ausgefallenen und auffälligen Verpackung. Hier haben sich eindeutig einige Herrschaften mit dem Packaging beschäftigt. Alles recht modern und doch alles etwas amerikanisch angehaucht. Auf der Versiegelung kann man bereits erkennen um welche farbliche Variante es sich handelt. In unserem Fall war es die Comandante C40 MK4 Alpine Lagoon in einem blauen bzw. türkisen Farbton. Beim Öffnen der Schachtel springt einem sofort der große Schriftzug „Good Choice“ entgegen. Das Herzstück der Mühle ist in einem Papier eingewickelt auf dem auch die Farbwahl (Alpine Lagoon) gedruckt ist. Ansonsten mit dabei ist natürlich noch die Handkurbel mit einem eleganten Holzgriff aus Eiche, zwei verschiedene Mahlgutbehälter inklusive einer Abdeckung, ein Silikonband mit Comandante Aufdruck, zwei Sticker und das Echtheitszertifikat inklusive der Bedienungsanleitung.
Einer der beiden mitgelieferten Mahlgutbehälter besteht aus Braunglas und der andere aus einem transparentem Hochleistungspolymer. Dieser ist natürlich lebensmittelecht und BPA-frei. Der Deckel des Mahlgutbehälters besteht aus sogenanntem Urochem-371. Dieser Kunststoff basiert auf natürlichen, erneuerbaren Ressourcen und kann sogar recycelt werden. Die Kurbel besteht aus Edelstahl und der Handknauf aus Eichenholz. Der Sechskant der Kurbel sitzt leider etwas locker auf der Achse, wird jedoch mithilfe eines Magneten zusätzlich fixiert. Der Knauf fasst sich toll an und die Pulverbeschichtung wirkt hochwertig. Der Korpus besteht aus Edelstahl und schafft es ca. 40g (bei uns im Test auch bis zu 50g) Kaffeebohnen zu fassen. Die doppelt gelagerte Achse und die beiden Kugellager bestehen ebenfalls aus rostfreiem Edelstahl. Leider bestehen die transparente Abdeckung an der Kurbel sowie die Zentrierung der Achse in der die Kugellager liegen, aus Kunststoff. Die Mahlwerksaufhängung und die genannte Achsführung bestehen aus „Tritan Copolyester“ der von der Firma Eastman hergestellt wird. Bekannt ist diese vor allem durch die Herstellung von Kunststoff Trinkflaschen. Sie stellen natürlich ihre Kunststoffe BPA-frei und lebensmittelecht her.
Nun kommen wir aber zum Herzstück von Comandante, dem eigens entwickelten 39 mm Edelstahl Mahlwerk namens „Nitro Blade“. Dieses besteht aus einem Sonder-Edelstahl mit einem hohen Anteil von Chrom, Vanadium und Molybdän, der dem Stahl die nötige Korrosionsbeständigkeit, Schneiden Schärfe und Schneiden Stabilität verleiht. Sie versprechen aufgrund der Legierung außerdem eine hoch neutrale Oberfläche die sich perfekt für hell gerösteten Kaffee eignen soll.
Nun kann endlich gemahlen und verglichen werden:
Behälter abschrauben, die ersten Bohnen abwiegen und mal ein paar Mahlgrade ausprobiert. Das Verstellen des Mahlgrades geht einfach und gibt ein tolles Feedback (Klicken). Durch den großen Korpus entsteht ein sehr eigenes und angenehmes Mahlgeräusch. Das Mahlen geht leichtgängig und relativ schnell von statten. Für 15g Kaffee im Bereich Filter (21 Klicks) brauchen wir im Schnitt circa knappe 40 Sekunden (36-41 Sekunden). Für einen etwas feineren Mahlgrad (12 Klicks) in der Aeropress brauchten wir für beispielsweise 20g im Schnitt circa eine Minute. Für den Siebträger gelangen uns die besten Ergebnisse mit 8 Klicks. Für unsere 20g Espresso benötigen wir zwischen 1:30 und 1:40. Im Bereich Espresso merkt man schnell die Limitierung der Klicks. Dort ist dann schnell ein Mahlgrad zu grob und der darunter dann schon etwas zu fein. Wir haben uns beim Test immer etwas mit der Dosierung nachgeholfen um ein passendes Ergebnis zu erhalten. Deshalb bietet Comandante optional eine „Red Clix Achse“ an, bei der sich der Mahlscheibenabstand pro Klick halbiert und die Möglichkeiten damit verdoppelt.
Wechselt man aber oft zwischen Espresso und gröberen Mahlgraden wird es schnell umständlich mit der „Red Clix Achse“. Denn sind es mit der normalen Achse beispielsweise 21 Klicks vom Nullpunkt entfernt sind es mit dem Update bereits 42 Klicks. Für Leute die hauptsächlich oder nur Espresso trinken ist es aber ein sehr hilfreiches Update.
Ein großer Vorteil im Alltag mit der Comandante ist der Durchmesser des Mahlgutbehälters. Er passt perfekt auf den 58mm Siebträger, die Aeropress oder auch der Bialetti Kanne und erleichtert so den Ablauf enorm. Durch den großen Durchmesser des Korpus (ca. 6 cm) könnte es für kleine Hände etwas schwieriger sein, diesen zu umfassen. Hier kommt einem jedoch entgegen, dass das Mahlen relativ leichtgängig von der Hand geht.
Mahlergebnisse und Geschmackstest der Comandante Handmühle:
Eins im Vorfeld, die Mahlergebnisse waren geschmacklich alle gut bis hervorragend. Besonders hervorzuheben waren unsere Filter Ergebnisse mit mittleren und helleren Röstungen. Sie schafft in diesem Bereich eine beachtliche Klarheit. Auch die Süße wird bei helleren Röstungen deutlich betont. So stand sie in unseren beiden “Cupping” Blindtests beide Male an der Spitze. Auch im Filter Blindtest konnte sie sich geschmacklich durchsetzen. Hauptgrund der besonderen Klarheit und der betonten Süße liegt unserer Meinung nach, hauptsächlich an der wirklich guten Partikelverteilung. Schon teilweise mit dem bloßen Auge ist im Vergleich bei gröberen Mahlgraden zu erkennen wie gleichmäßig die Partikel sind. Im Filter der Pour Over sieht man dann auch deutlich einen geringen Anteil von „Fines“ (Feinstpartikel). Dies kann auch dazu beitragen, dass man geschmacklich bei der Comandante manchmal etwas feiner mahlt um geschmacklich dahin zu kommen wo man will. Im Espresso Bereich war sie geschmacklich sehr ausgewogen. Auch hier hatten wir das Gefühl das er geschmacklich ausgewogener daher kommt. Natürlich ist man von den Einstellungen der Klicks im Espresso Bereich ohne „Red Clix„ sehr limitiert.
Noch ein paar Worte zur Statik. Die Mühle hat im Vergleich eine deutlich höhere statische Aufladung des Mahlguts. Je nach Kaffee mussten wir uns Mithilfe der RDT Technik (Ross Droplet Technique) etwas helfen. Ganz einfach erklärt befeuchtet man vor dem Mahlen die Kaffeebohnen, dabei spritzt man beispielsweise auf die abgewogene Kaffeemenge einen Spritzer Wasser und schüttelt diese dann kurz oder rührt alternativ mit einem angefeuchteten Teelöffel die Bohnen um, um ihnen die statische Aufladung zu entziehen. Diese minimale Feuchte bewirkt eine deutlich geringere statische Aufladung und es bleibt noch kaum Kaffeemehl in Mahlgutbehälter oder am Mahlwerk haften. Diese Technik wirkt bei nahezu jeder Mühle bzw. Bohnensorte bei der sie Probleme mit der statischen Aufladung des Mahlguts haben.
Kurzer Vergleich mit der Timemore Chestnut X Light und der Etzinger Etz-I:
Statik:
Im Vergleich der Statik sieht man deutlich dass die Comandante das Mahlgut am meisten statisch aufladet. Die Timemore erzeugt schon deutlich weniger Statik im Mahlgut und die Etzinger Etz-I verursacht durch ihre Anti-Statik-Vorrichtung keine bis fast keine Statik. Diesen Vorteil büßt sie aber wieder teilweise bei der Tatsache ein, dass eben an dieser Anti-Statik-Vorrichtung Mahlgut hängen bleibt und Zero Retention so nur mit leichtem nachklopfen möglich ist.
Haptik:
Jede dieser Mühlen spielt haptisch in der obersten Liga mit, jedoch mit verschiedenen Ansätzen. Während die Comandante mit den edlen Holzelementen und ihrem ganz eigenen Mahlgeräusch glänzt, setzt Timemore beispielsweise darauf den Korpus aus einem Stück zu fertigen und absolut keinen Kunststoff zu verwenden. In unserem Test ist die Timemore auch die einzige Mühle, die wirklich ausschließlich Aluminium und Edelstahl verwendet. Die Etz-I wiederum wirkt äußerst robust, was auch an ihrem hohen Gewicht liegt. Auch bei ihr wird Kunststoff nur sehr dezent eingesetzt (Knauf und Abdeckung).
Mahlgradverstellung und Reinigung:
Während sich die Reinigung bei der Timemore und der Comandante ziemlich ähnlich gestaltet. Mahlwerksversteller an der Unterseite komplett lösen und Mahlkegel inklusive Feder entfernen. Kurbel abnehmen und Achse herausnehmen und darauf achten die beiden Beilagscheiben nicht zu verlieren und beim Zusammenbau diese wieder richtig herum einzusetzen.
Hier geht Etzinger einen sehr eigenen und einfachen Weg. Es lässt sich mit einfachem Drehen der Mahlgradverstellung bis an die gekennzeichnete Stelle der Mahlkegel einfach nach unten herausziehen. Das alles ganz ohne Schrauben, Beilagscheiben oder einer Feder.
Bei der Mahlgradverstellung haben wieder die Comandante und die Timemore ihre Ähnlichkeiten. Beide sind von unten zu Verstellen. Im Gegensatz zur Comandante jedoch, ist bei der Timemore der Mahlgrad an der Verstellung gekennzeichnet und kann somit immer abgelesen werden. Ein erneutes zurück zum Nullpunkt und Mahlgrad neu einstellen kann man sich dort also sparen. Am einfachsten gestaltet es hier wieder die Etzinger, die den Mahlgrad gut ablesbar von außen einstellen lässt, ohne sogar den Mahlgutbehälter abnehmen zu müssen.
Mahlgut und Kaffee Geschmack:
Alle drei Mühlen erzeugen ein tolles Mahlgut. Jedoch muss man hier die Comandante hervorheben, die ein wirklich auffällig homogenes und gleichmäßiges Mahlgut erzeugt.
Geschmacklich können bei Espresso alle drei überzeugen. Während die Timemore und auch die Etzinger kräftig und oft geschmacklich dunklere Ergebnisse erzielt sind die Ergebnisse bei der Comandante ausgewogener und einen Tick süßer. Bei der Comandante und auch der Timemore ist man im Espressobereich jedoch deutlich limitierter als bei der Etzinger. Für hellen Espresso würden wir also eher eine Comandante mit Red Clix Achse bevorzugen. Hingegen bei dunkleren Röstungen oder bei Röstungen mit höherem Robusta Anteil würden wir die Etzinger empfehlen die auch ohne Upgrade genug Einstellmöglichkeiten besitzt um seinen perfekten Mahlgrad für den Siebträger zu finden.
Im Filterbereich müssen wir die Comandante lobend hervor heben. Sie schaffte es bei beiden Blind “Cupping” und bei dem Blind Filtertest (Hario V60) auf Platz eins. Sie überzeugte vor allem bei helleren Röstungen durch ihre unnachahmliche Klarheit und ihrer leicht hervorgehobenen Süße. Auf Platz zwei lag hier die Etzinger, die auch tolle Tassen produzieren konnte und manchmal nah dran war an der Comandante.
Kurzes Fazit:
Die Handmühle Comandante C40 MK4 ist eine weiterhin tolle Handmühle. Ihre Haptik und ihre Holzelemente inklusive dem Mahlgeräusch gefallen. Ihr homogenes und gleichmäßiges Mahlgut ist großartig und ihre Performance im Filterbereich beeindruckend. Die Pour Over und Aeropress Brühungen mit ihr schmeckten herausragend. Der geringe „Fines“ Anteil lässt sich in allen Bereichen heraus schmecken.
Für Espressotrinker können wir die „Red Clix Achse“ für die MK40 empfehlen. Für Kunden die häufig zwischen Espresso und Filter wechseln könnte dies sich etwas aufwendig gestalten bei der ständigen Mahlgradverstellung.
Auch ein toller Vorteil stellt der erwähnte Durchmesser der Mahlgutbehälter dar, der jedem Homebarista in seinem täglichen Ablauf unterstützt und diesen erleichtert. Wir denken auch das ist oft ein unerwähntes Erfolgsgeheimnis der Comandante.
Wir hoffen, dass wir Ihnen die Comandante detailliert erklären konnten und Ihnen bei Ihrer Kaufentscheidung behilflich sein durften.
Echt schicke Mühle
Die Comandante ist eine echt schicke Mühle.
Sehr schön verfasster Artikel!
Sehr ausführlicher Artikel
Einen solchen ausführlichen Test hab ich gesucht! Ihr gebt euch echt Mühe und es besteht zweifellos ein hohes Fachwissen!
Der Artikel ist super geschrieben und die Bilder sind echt toll.