"Espressokocher", Herdkanne, Mokkakanne
Sie ist nahezu jedem Menschen bekannt und steht noch heute in über 90% der italienischen Haushalte. Die Rede ist von dem hierzulande bekannten "Espressokocher". Die ikonische "Espressokanne" ist ein absoluter Klassiker der Kaffee Zubereitung. Die Caffetiera, wie sie in Italien genannt wird bringt etwas "Dolce Vita" in das Zuhause und kann auch heute mit ein paar Tipps wundervollen Café zaubern. Hier sind wir auch bereits bei dem deutschen Missverständnis angekommen. Der Name "Espressokocher" oder "Espressokanne" ist schlichtweg falsch und irreführend. Es suggeriert, dass man damit Espresso zubereiten könne.
Dies stimmt so leider nicht, da in der typischen Herdkanne lediglich ein Druck von meist circa 1,5 Bar erzeugt wird und auch technisch nicht mehr als maximal 3 Bar möglich sind, bevor das Überdruckventil öffnet und den Druck entweichen lässt. Für Espresso ist heutzutage jedoch ein Druck von mindestens 6-7 Bar notwendig.
"Der klassische italienische Café wird auch heute noch mit den bekannten 9 Bar gebrüht."
Wegen des geringen Drucks fehlt auch die typische Crema sowie die cremig, samtige Textur eines Espresso. Deswegen nennt man sie im Italien wie bereits erwähnt Caffetiera. Dieser Name lässt auch richtigerweise vermuten, dass man damit eben Kaffee und keinen Espresso herstellt. Ins deutsche lässt sich die Kanne eher als Kaffeekanne, Mokkakanne oder noch als Herdkanne übersetzen.
Wann wurde sie bereits erfunden?
Entwickelt wurde der "Espressokocher" bereits im Jahre 1933 von Alfonso Bialetti. Die erste Kanne hatte den auch heute noch bekannten Name "Moka Express". Diese wurde damals in der bekannten und kaum veränderten achteckigen Version auf den Markt gebracht. Herr Bialetti suchte nach einem Weg ein Espresso ähnliches Getränk unter niedrigerem Druck für jedermann und Zuhause zu ermöglichen. Sein Erfolg gibt ihm mehr als Recht und auch heute ist die Kanne aus keinem südlichen Haushalt wegzudenken. Verkauft wurde die Kanne anfangs auf Märkten. Erst sein Sohn Renato Bialetti machte sie durch kluges Marketing zu dem was sie heute ist und erschuf die damals größte Fabrik für Kaffeemaschinen.
Aufbau und Funktion des "Espressokochers"
Die traditionelle Herdkanne besteht generell aus drei Hauptteilen. Dem unteren Teil der den Kessel darstellt, dem trichterförmigen Mahlgutsieb in der Mitte und mit dem oberen Teil die eigentliche Kanne mit integriertem Steigrohr. Am unteren Ende der Kanne befindet sich noch das Duschsieb und die Dichtung. Diese kann zum Säubern entfernt und anschließend das Duschsieb entnommen werden. Im Kessel verbleibt immer etwas Restwasser, das eine wichtige Funktion hat. Das benannte restliche verbleibende Wasser im Kessel schützt den Kessel vor Überhitzung. Versuchen Sie keinesfalls dieses Wasser durch zusätzliches Erhitzen nach oben zu fördern, da Sie sonst ihre Herdkanne beschädigen und ihr Kaffee metallisch und bitter schmeckt. Beim Erhitzen des Wassers entsteht der bereits genannte Druck von meist circa 1,5 Bar. Dieser befördert das heiße Wasser nach oben, extrahiert den gemahlenen Kaffee, steigt durch das Steigrohr, bis der Kaffee oben aus dem Steigrohr quillt und in die Kanne läuft. Hat der größte Anteil des Wassers diese Reise hinter sich, fängt der Kaffee am oberen Ende des Steigrohrs an etwas zu spritzen und es ertönt ein blubbern. Dies möchten wir im anschließenden Rezept mit einer dunklen oder mittleren Espresso Röstung bestmöglich vermeiden um den Kaffee nicht zu verbrennen und damit der Kaffee nicht unnötig bitter schmeckt.
Modelle und Varianten der Neuzeit
Heute gibt es die Herdkannen in verschiedenen Versionen, Materialien sowie auch in verschiedenen Größen. Auch elektronische Versionen bei denen anstatt ein Herd, Gaskocher oder ähnliches stattdessen eine Steckdose benötigt wird sind heute geläufig. Ursprünglich wurden sie ausschließlich aus Aluminium gefertigt, die aber auch heute noch zahlreich zu finden sind. Neben den Aluminium Kannen gibt es auch noch volle Edelstahl Varianten oder beispielsweise eine Mischung aus Edelstahlkessel und Kanne aus Aluminium. Sie werden nun auch von mehreren Herstellern gefertigt, jedoch bietet auch heute noch Bialetti als Marktführer die größte Auswahl an. Die verschiedenen Größen der Mokkakanne und somit ihr mögliches Volumen werden in der Anzahl der Tassen angegeben. Aber Achtung: Bei der Größe der Tassen werden Espresso Tassen als Maßeinheit angegeben. Dies bedeutet, dass man beispielsweise mit einer "Herdkanne für 2 Tassen", Kaffee für 2 Espressotassen brühen kann (Circa 40-60g). Die Wasser und Kaffeemenge wird durch die jeweilige Größe bestimmt, da man das Wasser immer bis knapp unter das Ventil und das Mahlgutsiebe gestrichen voll portioniert. Bei einer Bialetti 2 Tassen sind das beispielsweise 12 Gramm Kaffee und circa 105 Milliliter Wasser.
Die Zubereitung des Kaffee mit dem "Espressokocher"
Als Kaffee wird meistens auf dunkle oder mittlere Espresso Röstungen zurück gegriffen um geschmacklich in die Nähe des Espressos zu
gelangen. Um eventuell ein paar oft gemachte Fehlerquellen zu vermeiden, zeigen wir von Espressissimo, wie man diese verhindert.
Hier unser Standard Bialetti Rezept:
- Heize das Wasser vor, um die Brühdauer zu verringern und so zusätzliche Bitterkeit zu vermeiden
- Mahle deinen Kaffee am besten frisch. Der Mahlgrad muss etwas gröber als für Espresso sein, jedoch feiner als für
Filterkaffee. Er ähnelt sehr dem für Kaffeevollautomaten verwendeten Mahlgrad und somit wäre auch der Mahlgrad von vorgemahlenen Kaffee geeignet - Fülle den Kessel mit heißem Wasser bis kurz unter das Ventil. Bitte niemals über das Ventil füllen, da dieses sonst nicht
mehr im Falle eines Überdruck öffnenkann - Fülle den Filtereinsatz vollständig mit Kaffee, verteile das Mahlgut und streiche es eben. Niemals den Kaffee mit einem Tamper oder ähnlichem andrücken
- Die Herdplatte oder Hitzequelle auf mittlere bis hohe Stufe. Die Kanne fest auf den Kessel drehen, damit es sauber abdichtet. Eventuell falls der Kessel zu heiß ist ein Tuch zur Hilfe verwenden und anschließend auf den Herd stellen
- Nun Deckel der Kanne öffnen und nach kurzer Zeit den nach oben tretenden Kaffee bewundern. Ist ein Teil des Kaffees bereits in die Kanne geflossen kann man bereits die Hitze verringern oder komplett ausschalten. Spätestens bei dem ersten sprudelndem
oder zischendem Geräusch nimmt man die Herdkanne jedoch von der Wärmequelle, gerne auch etwas früher - Zu guter Letzt nur noch den Kaffee sofort in die Tassen geben und den Kaffee genießen. Diese könnt ihr mit dem restlichen
heißen Wasser in der Zwischenzeit auch aufwärmen. Verwenden Sie anstatt eines dunklen oder mittleren Röstgrades einen hellen Kaffee, empfehlen wir mit kaltem Wasser zu starten um die Brühdauer etwas zu verlängern.
Für Filterkaffee Liebhaber haben wir noch einen besonderen Tipp:
Wählen Sie einen minimal groberen Mahlgrad als sonst für die Mokkakanne und legen Sie einen Papierfilter (z.B. Aeropress Filter je nach Größe der Kanne) auf das Duschsieb. Dadurch erhalten Sie einen wunderbaren "cleanen" Filterkaffee,
der noch andere Nuancen als Ihr Kaffee aus der V60 oder ähnlichem zeigt.
Fazit
Auch heute noch kann man mit der Herdkanne wunderbaren Kaffee zaubern, wenn man sich im Klaren ist, dass dies kein Espresso ist und somit auch keinen Espresso von ihr erwartet. Sie bietet neben der Möglichkeit sich etwas "Dolce Vita" nach Hause zu holen auch die Möglichkeit sie mit auf Reisen zu nehmen. Durch ihre kompakte Größe und ihrer einfachen Handhabung ist sie ein perfekter Reisebegleiter. Aufgrund ihres relativ geringen Preises, ihrer einfachen Handhabung und ihrer Möglichkeiten würden wir eine Herdkanne jedem Kaffee Liebhaber ans Herz legen und hoffen Ihnen den "Espressokocher" etwas näher gebracht zu haben.
Stay Caffeinated!
Euer Espressissimo Team