ECM Puristika - der edle E61 Einkreiser im Test

Wer oder was ist die Puristika und wie kommt sie an?

Die Puristika ist der neueste Einkreiser Siebträger aus dem Hause ECM, der vor knapp 2 Jahren auf den Markt kam. Der Name Puristika ist bei diesem Einkreiser auch Programm. Anders als die bisherigen Einkreisermaschinen von ECM, ist die Puristika auf den reinen Espressobezug reduziert und hat keine Dampflanze. Um in den vollen Espressogenuss zu kommen, bietet Sie dafür die Möglichkeit, Druck und Temperatur des Espressobezugs genau zu steuern.

Angekommen ist sie in einer sehr schlanken Verpackung, möglicherweise auch die kleinste Verpackung unserer bisherigen Tests. Wie dies bereits vermuten ließ, ist alles gut verpackt, jedoch auch Ressourcen schonend auf das Nötigste reduziert. Ausgepackt und auf den Tresen gestellt, konnten wir den edlen kleinen Einkreiser betrachten.

Das trifft es auch ganz gut auf den Punkt. Mit gerade mal 19,5 x 35 x 31,5 cm und 13,4 Kilogramm ist sie eine der kleinsten Siebträger auf dem Markt und bringt dann doch ein stattliches Gewicht auf die Waage.

Wie von ECM bekannt ist die Front, die Rückseite, sowie das Abtropfgitter und die Abtropfschale auf Hochglanz poliert. Die Seiten inklusive Tassenablage sind in unserer Variante Anthrazit pulverbeschichtet. Alles wirkt edel wie von anderen ECM Maschinen, jedoch ist das Gehäuse deutlich dünnwandiger als bekannt. Beim Rest wie der Abtropfschale samt Gitter, der Edelstahlglocke, dem Zubehör, dem Bezugshebel und dem schweren Siebträger wurde hingegen kein Abstrich gemacht.

Das Zubehör kann sich sehen lassen. Es liegt der erwähnte hochwertige Siebträger mit Doppelauslauf, zwei Mahlgutsiebe, ein Blindsieb, eine Reinigungsbürste und ein 58,4 mm Edelstahl Tamper bei. Dieser benötigt nicht unbedingt ein Update, auch wenn er uns persönlich eine etwas zu flache Base hat. Der externe Wassertank aus Glas fässt zwei Liter Wasser und lässt ich über die mitgelieferten beiden Schläuche sehr einfach anschließen.

Diese werden einfach nur gesteckt und dichten durch den Gummi wunderbar ab. Auf den "IN" Wasserschlauch wird an der Unterseite der Abdeckung für den Wasserbehälter, der Silikonschlauch mit dem groben Wasserfilter aufgesteckt. Dieser filtert jedoch nur größere Verschmutzungen und schützt natürlich nicht vor Verkalkung.

Knopf an, das Testen der ECM Puristika beginnt

Nach kurzem Einschalten auf der rechten Seite der Rückseite beginnt die PID der ECM Puristika zu leuchten. Dieser zeigt kurz die Versionsnummer an, bei uns die aktuelle Version 1.01. Anschließend beginnt die leise Vibrationspumpe, nach Ziehen des Bezughebels mit dem Befüllen des 750ml großen isolierten Edelstahlboilers.

Nach erneutem kurzem Ziehen des Bezugshebels und Spülen der Brühgruppe können wir den Tank nachfüllen und die Maschine ihre Zeit zum Erhitzen lassen, hierzu später mehr. Beheizt wird mit einem 1000 Watt Heizelement. Der ECM Bezugshebel liegt gut in der Hand und fühlt sich wertig an. Auch unter der Haube ist alles reduziert, jedoch sehr hochwertig verbaut.

Genial gelöst fanden wir den am Boden angebrachten Zugang. Nimmt man die kleine Abdeckung ab, kann man über einen Hahn den Boiler entleeren. Schön gestaltet finden wir die blaue Druckanzeige und das farblich angeglichene Rad des Expantionsventils. Auch dieses fässt sich wertig an und ermöglicht mit Einsatz des Blindsiebs ein Einstellen des am Puck anliegenden Drucks.

Der einzustellende Bereich war bei unserem Testgerät zwischen 8 und 13 Bar, was wir eher als suboptimal empfanden. Nach kurzer Recherche, scheint dieser Bereich etwas von Maschine zu Maschine zu variieren, wobei mehrere Geräte einen Bereich von circa 6 und 11 Bar abdecken.

Diesen finden wir auch deutlich besser gewählt. Generell stellt sich natürlich durch dieses drehbare Expansionsventil die Frage ob dieses auch während eines Bezugs, ähnlich wie bei der ECM Flow Control zu gebrauchen ist.

Hiervon können und müssen wir nur abraten und das aus mehreren Gründen. Das Drehrad des Ventils wird nach längerer Laufzeit der Maschine relativ heiß und macht ein Verstellen unangenehm. Auch ist das drehbahre Ventil zu träge um gute Ergebnisse zu erzielen. Zu guter Letzt rät auch ECM davon ab, da sonst der O-Ring des Expansionsventil deutlich schneller verschleißt.

Wer also während des Bezugs manuell auf den Druck und die Flowrate Einfluss nehmen will, sollte sich die dafür geeignete Flow Control installieren. Der PID ist unauffällig und dezent integriert. Er bietet neben der Einstellung der Brühtemperatur auch noch eine Erinnerungsfunktion zur Reinigung der Brühgruppe. Diese lässt sich in 10er Schritten bis maximal 200 Bezügen einstellen, wobei als Bezug jede Brühung über 15 Sekunden gezählt wird.

Das ist klug gewählt, da so ein kurzes Spülen der Brühgruppe nicht als Bezug notiert wird. Nach Erreichen der Bezüge erscheint "CLn" auf dem Bildschirm, der die anstehende Reinigung darstellt. Nachdem dies im Display erscheint, zählt ein Counter pro Hebelbewegung von 10 auf 1 herunter, um anschließend wieder die Temperaturwerte anzuzeigen. Empfohlen wird eine Reinigung nach 90 bis 140 Kaffeebezügen. Als nächste Einstellmöglichkeit bietet der PID den Ecomodus, der in 30er Schritten bis maximal 600 Minuten gewählt werden kann.

Nach Ablaufen der eingestellten Zeit, schaltet sich die Puristika automatisch ab und kann durch Betätigung des Bezugshebels, kurzes Aus und Einschalten des Hauptschalters oder durch Betätigen der PID-Taste wieder reaktiviert werden. Zu guter Letzt bietet das Menü noch das Wechseln von Celsius auf Fahrenheit. Durch Drücken beider Tasten gelangt man in das PID Menü und durch Drücken der Minus Taste schaltet man durch die verschiedenen Menüpunkte.

Bei einem Drücken der Plus Taste kann der jeweilige Menüpunkt eingestellt werden. Die Abtropfschale ist toll verarbeitet und bietet mit circa 400 ml für ihre Größe ein gerade so ausreichendes Volumen. Durch zwei Magnete wird die Schale in ihrer Position gehalten. Auch unter der Abtropfschale wurde auf Edelstahl gesetzt und die Aussparung für das Blindsieb ist smart gelöst.

Nach der Aufwärmzeit konnten wir die ersten Bezüge starten und auch die Tage und Wochen danach wurden die Espressi von der Puristika bezogen. Sie schmeckten wie zu erwarten gut und wie von der E61 Brühgruppe zu erwarten. Durch die einzustellende Temperatur konnten wir mit jedem Röstgrad ein wunderbares Ergebnis erzielen.

Die Vibrationspumpe arbeitet beachtlich leise mit gerade einmal 55 Dezibel im Schnitt. Damit ist sie minimal lauter als die Lelit Mara X (50 Dezibel), jedoch auch leiser als beispielsweise eine Rocket Appartamento oder eine Stone (61 Dezibel). Nun jedoch zur Aufheizzeit und dem Stromverbrauch. Es wurde eine E61 Brühgruppe verwendet die zwar eine hohe Temperaturstabilität bietet, jedoch auch eine längere Aufheizzeit benötigt.

Die üblichen 25 Minuten wie von diversen Zweikreisern bekannt, konnte die Puristika nicht erreichen. Es kann zwar nach 25 Minuten und etwas Spülen generell bezogen werden. Die eingestellte Temperatur konnten wir jedoch erst nach mindestens 35 Minuten konstant erreichen. Durch die etwas niedrigere Kesseltemperatur als bei Zweikreisern, dauert dies hier einfach etwas länger.  
Nach 35 Minuten Aufwärmzeit und einem kurzen Spülen des Siebträgers waren wir dann auf der eingestellten Temperatur und auch mit der Stabilität zufrieden. Diese gewährleistet die Puristika natürlich zum großen Teil durch die erwähnte E61 Brühgruppe.

Durch die etwas längere Aufheizzeit hatten wir auch beim Stromverbrauch einen etwas höheren Wert von 0,177 KWh, der verständlicherweise jedoch geringer ist als bei den üblichen Zweikreisern (0,215-0,3KWh).

Was halten wir nun von der neuen Puristika und wie ordnen wir sie ein?

Die ECM Puristika ist in unseren Augen ein sehr edler jedoch auch hochpreisiger Einkreiser, der durchaus seine Fans finden wird. Durch seine Verarbeitung, Materialität, Langlebigkeit und seiner Temperaturkonstanz kann der Einkreiser punkten. Sie fässt sich einfach toll an und das Arbeiten mit ihr macht durchaus Spaß.

Auch die kleine Größe und der externe, verstellbare und einsehbare Wassertank bringen der kleinen ECM Vorteile. Durch seine kleine Größe und der kleinen, aber gut gelösten Tassenablage eignet sie sich für kleine Haushalte, die großen Wert auf Ästhetik und guten Espresso legen. Auf den Tresen kann sie durchaus nebenbei als tolles Schmuckstück glänzen, sie hat jedoch auch ihr Nachteile.

Durch die träge E61 Brühgruppe bietet sie zwar hohe Temperaturstabilität, jedoch ist mit ihr auch kein "schneller" Espresso möglich. Die wirklich lange Aufheizzeit von 35 Minuten muss bedacht werden und kann durch eine smarte Steckdose gelöst werden. Stromsparend sieht dadurch natürlich auch anders aus, jedoch hält sich der Verbrauch noch im Rahmen.

Die Vorwürfe, dass für den hohen Preis bei der Konkurrenz teilweise mehr Möglichkeiten geboten werden und eine beheizte und gesättigte Brühgruppe die modernere Variante gewesen wären, muss sich ECM gefallen lassen. Das frontal einzustellende Expansionsventil ist eine tolle Idee, jedoch wäre hier der Bereich von 6 bis 10 Bar interessanter gewesen und ein Profiling ist dadurch leider nicht möglich.

Wer mit dem Gedanken des Profiling spielt, der könnte sich das Flow Control Kit installieren. Wir hoffen wir konnten mit unserem Test die ECM Puristika ausgiebig vorstellen und die jeweiligen Vor- und Nachteile gut darstellen. Bei übrigen Fragen freuen wir uns auf ihre Nachricht, haben jedoch hoffentlich die meisten aufkommenden bereits beantwortet. Bis zum nächsten Testbericht in unserem Blog.

Stay Caffeinated!
 
Euer Espressissimo Team