Günstige Einkreiser - Der Einstieg in die Welt der Siebträger
Den Einstieg in die Welt der Siebträgermaschinen bildet die preisorientierte Klasse der Einkreisermaschinen. Zur besseren Darstellung stellen wir zwei Beispiele dieser Klasse vor und versuchen die Unterschiede darzustellen.
Einkreiser, Zweikreiser und Dualboiler - kurzer Überblick der Kategorien:
Grundsätzlich kann man nahezu alle Geräte in drei geläufige Kategorien einordnen. Ein Einkreiser besitzt, wie der Name bereits vermuten lässt, lediglich einen Wasserkreislauf. Hier gibt es die Möglichkeit über einen Boiler oder einen Durchlauferhitzer bzw. Thermoblock das Wasser zu erhitzen. Über diesen einen Kreislauf muss das Brühwasser sowie der Dampfdruck bereitgestellt werden. Da sich die dazu benötigten Temperaturen deutlich voneinander unterscheiden (Espresso ca. 88 -96°C; Dampftemperatur meist über 120°C), muss man hier zwischen diesen Temperaturen wechseln. Diesen Vorgang nennt man auch "Temperatur Surfen" und ist mit etwas Wartezeit verbunden.
Beim Zweikreiser entfällt diese Wartezeit, da durch die beiden Wasserkreisläufe beides gleichzeitig möglich ist. Man kann also gleichzeitigEspresso brühen und Milch aufschäumen.
Dies wird meist durch einen Wärmetauscher erreicht. Hierzu wird in den meisten Fällen ein etwas größerer Dampfboiler verbaut, durch den das Brühwasser über einen zweiten Wasserkreislauf erhitzt wird. So reicht ein Boiler um zwei Wasserkreisläufe zu erwärmen,
jedoch setzt dies eine gemeinsame Temperatur voraus, da eine Veränderung der Temperatur natürlich immer beide Kreisläufe betrifft.
Alternativ ist ein Zweikreiser auch durch einen Boiler und einem Durchlauferhitzer (z.B. Ascaso Baby T Plus) oder zwei verbauten Durchlauferhitzern (z.B. Quickmill Luna) möglich, bei denen dann grundsätzlich die Möglichkeit für zwei getrennte Temperaturen bestehen sollte. Als letztes hätten wir hier noch die Kategorie der Dualboiler. Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich hier um Maschinen mit zwei voneinander unabhängig verbauten Boilern, die natürlich eine getrennte Ansteuerung der Temperatur ermöglichen. Sie schaffen es zumeist eine sehr konstante Brühtemperatur und gleichzeitig einen hohen Dampfdruck zu liefern. In Verbindung mit einer Rotationspumpe und vielen Möglichkeiten per PID stellen Sie oft die Königsklasse der Siebträgermaschinen dar.
Quickmill Orione 3000:
Die Orione 3000 von Quickmill ist ein altbekanntes und bewährtes Gerät dieser Klasse. Sie bringt stolze 9,2 Kilogramm auf die Waage und ist technisch ein Einkreiser mit Thermoblock. Mit 25 cm Breite, 38 cm Höhe und 25 cm Tiefe ist sie natürlich sehr platzsparend, ähnlich wie die meisten Einkreiser dieser Preisklasse. Der 1,5 Liter große Wassertank ist seitlich rechts herausnehmbar, jedoch wird der Wasserstand darin nicht überwacht. Der Durchlauferhitzer aus Aluminium erhitzt das durch Kupferleitungen geführte Wasser mit 1080 Watt. Nach lediglich 5 Minuten ist diese dann auch bereits erhitzt und nach kurzem Spülen des Siebträgers auch voll einsatzbereit.
Als Brühgruppe verwendet die Orione 3000 die hauseigene 58 mm Variante mit 3 Stegen und abgeflachten Sieben, die sie bei den meisten ihrer Thermoblock Geräten verwenden. Eine Verwendung anderer Siebe (IMS, VST....) ist somit leider nicht möglich. Das Gehäuse wirkt hochwertig und besteht komplett aus Edelstahl.
Im Lieferumfang ist lediglich ein Reinigungspinsel, ein Kunststofftamper, ein doppelter Siebträger mit 2 Siebeinsätzen (Ein- und Zweitassensieb) und die Bedienungsanleitung enthalten. Einen zusätzlichen 58 mm Tamper würden wir zusätzlich empfehlen, da der beigelegte aus Kunststoff nicht gerade empfehlenswert ist. Hier würden wir uns einen hochwertigeren Tamper des Herstellers wünschen. Vom angezeigten Brühdruck darf man sich nicht beirren lassen, da das Druckmanometer leider anstatt des anliegenden Drucks auf den Puck lediglich den aufgewandten Druck der Pumpe (vor dem Überdruckventil) misst.
Wir empfehlen vor dem Bezug die Brühgruppe zu Spülen um die etwas zu hohe Temperatur der Orione zu senken. Zwischen 6 und 10 Sekunden vor dem Bezug je nach Gusto und Röstung können wir hier empfehlen. Die Dampflanze ist mit zwei Funktionen ausgestattet. Sie wird erst bei ausgefahrener Stellung aktiviert und in dieser kann nun Wasser aus der Dampflanze bezogen oder gedampft werden. Werden diese beiden Funktionen nicht genutzt, wird die Dampflanze in die eingefahrene Stellung gebracht, um Wasser aus der Brühgruppe beziehen zu können. Der Wechsel der Positionen wird ausdrücklich nur bei deaktivierter Pumpe empfohlen, um Schäden an Dichtunngen zu vermeiden.
Die erzeugte Milchschaumqualität ist relativ übersichtlich, da die Lanze mit ihrem Kunstoffaufsatz zusätzlich Luft in die Milch zieht und somit sehr luftigen und grobporigen Milchschaum erzeugt. Daher ist die Maschine im Auslieferungszustand auch hauptsächlich für Espressotrinker zu empfehlen, die hauptsächlich Espressi konsumieren. Wenn man den weißen Kunststoffaufsatz entfernt und eher zu kleineren 350 ml Kännchen greift, ist jedoch auch mit der Orione mit etwas Übung weicher samtiger Milchschaum möglich, mit dem auch
Latte Art hinzubekommen ist.
Lelit PL81T PID:
Unsere hier gewählte Konkurrenz kommt ebenfalls aus Italien, jedoch aus dem Hause Lelit. Bei der PL81T PID handelt es sich im Gegensatz zur Quickmill Orione um einen Einkreiser mit einem 250ml Boiler aus Messing.
Die 22,5 cm x 27 cm x 38cm große Espressomaschine wiegt knappe 8 Kilogramm und besticht durch ihr äußeres Kleid komplett aus gebürstetem Edelstahl. Das Wasser im Boiler aus Messing wird mit 1000 Watt beheizt und ist nach guten 5 Minuten vollständig erhitzt. Um den eingespannten Siebträger auch auf Temperatur zu bringen, empfehlen wir mindestens 10 Minuten und einen Leerbezug oder der Maschine 15 Minuten Zeit zu geben. Sie ist mit einem Brühdruck Manometer und dem Lelit eigenen LCC Display ausgestattet.
Über das Kontrollystem der Lelit PL81T lassen sich Wasser-, Dampf- und Brühtemperatur einstellen und ermöglicht sogar die Einstellung einer Preinfusions- bzw. Prewettingphase. Die Maschine besitzt ebenfalls einen automatischen Standbymodus zur Stromeinsparung (30 Minuten) und warnt vor Wassermangel. Zusätzlich lässt sich noch eine Bezugszeit einstellen und der LCC OLED Bildschirm fungiert während des Bezugs als Shottimer.
Die Abtropfschale ist wie der 2,5 Liter große Wassertank üppig bemessen und auch die enorme Höhe unter dem Siebträger bringt seine Vorteile. Leider verwendet Lelit einen 57 mm Siebträger/Brühgruppe und macht somit ebenfalls eine Verwendung sämtlicher Standard 58 mm Siebe und Tools unmöglich. Der Hersteller hat hier aber inzwischen vorgesorgt und bietet mittlerweile sämtliche 57 mm Tools an. Auch IMS bietet passende Präzisionssiebe und Duschen für die Lelit Brühgruppe/Siebträger. Im Lieferumfang befindet sich der Lelit eigene Siebträger (Coffee Slide), vier verschiedene Siebe (Einer-, Zweiersieb, Blindsieb sowie ein ESE Pad Sieb), ein Edelstahlgitter zur Erhöhung der Tassen, ein Wasserfilter sowie ein Tamper aus Kunststoff.
Diesen empfehlen wir wie mit etwas Recherche das etwas billig wirkende Dampfrad zu ersetzen. Wie bereits erwähnt ermöglicht das LCC die Programmierung einer Preinfusion bzw. Prewetting. Mit dieser Methode kannst du das Kaffeemehl schon vor der eigentlichen Extraktion befeuchten. Das Kaffeepulver quillt auf und die Aromastoffe beginnen sich zu lösen.
Diese Methode kann auch bei Channeling Abhilfe schaffen und somit einen gleichmäßigeren Durchlauf bewirken. Nach dem Dampfbezug erfolgt eine automatische Entlüftung. So kann zwischen Wasserabnahme zur Espresso-Extraktion und Dampfabnahme etwas schneller gewechselt werden. Die PL81T ist jedoch ebenfalls ein Einkreiser, daher können der Espressobezug sowie Dampf natürlich nicht gleichzeitig benutzt werden und es muss mit einer gewissen Zeit zum jeweiligen Umschalten gerechnet werden.
Fazit:
Wir denken wir haben hier für den Einstiegsbereich der Einkreiser zwei tolle Kandidaten für den schnellen Vergleich gefunden und mit beiden Maschinen ist tadelloser Espresso für circa 600€ möglich. Die Lelit bietet für das Geld mehr Einstellungsmöglichkeiten und mit ihrem LCC (PID und Preinfusion) alles was, man für einen Espresso benötigen könnte. So kann man allein mit der einstellbaren Brühtemperatur auf verschiedenste Röstungen eingehen und auch beim Dampf liegen die Vorteile auf Seiten der Lelit.
Generell empfehlen wir unseren Kunden einen Einkreiser eher für den reinen Espressogenuss als für die ständige Herstellung von diversen Milch basierten Getränken. Sollte man ab und an aber Milch schäumen wollen, ist dies natürlich mit beiden möglich. Beide verwenden leider einen Siebträger bzw. Brühgruppe mit der nicht der volle Zugriff auf diverse gängige 58 mm Standard Tools sowie Präzisionsduschen und Siebe möglich ist. Auch hier bietet Lelit etwas mehr Möglichkeiten trotz ihres 57 mm Siebträgers.
Wie in den meisten Vergleichen ist es auch hier natürlich eine Frage des Konsumverhaltens, welche Maschine besser zu einem passt.
Haben Sie vor, verschiedenste Röstungen zu genießen und benötigen Sie die verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten der Lelit, ist diese eventuell die bessere Wahl. Trinken Sie hauptsächlich immer die gleiche Röstung und finden Sie Gefallen an der Thermoblocktechnologie, könnte die Quickmill Orione eine geeignete Wahl darstellen.
Wir hoffen wir konnten euch beide Maschinen, sowie den Einstiegsbereich der Einkreiser etwas näher bringen und möglicherweise offene Fragen bereits beantworten.
Stay Caffeinated!
Euer Espressissimo Team