Timemore Chestnut X Lite im Test und Vergleich
Erste Eindrücke der Kaffee Handmühle und der Verpackung:
Die Timemore Chestnut X Lite Kaffeehandmühle kommt in einer edlen und eleganten Verpackung. Im ersten Moment könnte man auch meinen es handelt es sich hier um Schmuck oder ein Smartphone, wenn man nach der Verpackung geht. Auf der Front ist ein großes X abgebildet, darunter steht „Chestnut X Lite“ und ein kleiner goldener Aufkleber, der auf das Mahlwerk hinweist das hier verbaut wurde (S2C Burr). Geöffnet kommt einem ein ebenfalls schwarzer Karton mit einem großen “X” Schriftzug entgegen.
In ihm befindet sich ein kleiner Reisebeutel aus Stoff, in dem sich die Bedienungsanleitung sowie ein Pinsel zur Reinigung der Mühle befindet. Unter dem genannten Karton befindet sich nun die Mühle und die Handkurbel.
Der erste Eindruck ist sehr positiv, denn die Kaffeehandmühle wirkt sehr hochwertig verarbeitet. Die Handkurbel sitzt fest und der Mahlgutbehälter lässt sich geschmeidig entfernen und anbringen. Sofort fällt eine Besonderheit der Timemore Mühlen ins Auge.
Sie verzichten vollständig auf Kunststoffe und der Korpus besteht wirklich aus einem Stück inklusive der Achsführung. Dieser besteht wie der Handknauf sowie der Mahlgutbehälter aus legiertem Aluminium. Durch die streifenförmigen Vertiefungen in Längsrichtung rutscht sie, trotz der glatten Oberfläche, nicht in der Hand.
Der Rest der Timemore Chestnut X Lite Kaffeehandmühle besteht inklusive des Mahlwerks aus Edelstahl. Und genau so fühlt sie sich auch in den Händen an. Alles wirkt sehr gut verarbeitet, robust und sitzt passgenau. Tolle Materialauswahl und Verarbeitung was uns hier der chinesische Newcomer bietet.
Die Unterseite des Mahlgutbehälters ist gummiert und sorgt dafür, dass die Timemore Chestnut C3 Handmühle nicht rutscht und sich sanft auf verschiedenen Untergründen abstellen lässt. Für die Mühle gibt der Hersteller ein Fassungsvermögen von ca. 30g Kaffeebohnen an, das ist unserer Meinung ausreichend viel.
Die Mahlgradverstellung befindet sich auf der Unterseite. Diese ist in verschiedenen Mahlgradstufen unterteilt und kann in 0,5er Schritten verstellt werden. Durch die Beschriftung der Mahlgrade fällt das ständige Zurück zum Nullpunkt bei dieser Mühle im Alltag weg. Das bringt für Kunden, die oft zwischen mehreren Mahlgraden wechseln, eine deutliche Erleichterung und Zeitersparnis.
Das 42mm “S2C” (Spike to Cut) Mahlwerk besteht aus gehärtetem Edelstahl und ist mit den angegebenen HRC 58-60 auf einem Niveau der Härte zu Carbonstahl. Dies verspricht eine lange Lebensdauer und lang erhaltene Schärfe der Klingen. Zum Vergleich, normale Küchenmesser besitzen eine Härte von HRC 53-56, während hochwertige Klingen eine Härte von HRC 55-58 besitzen.
Bohnen rein und losgekurbelt:
Sie liegt gut in der Hand und fühlt sich wertig an. Das Drehen der Kurbel geht leichtgängig und sie mahlt relativ schnell. Für 15g Filterkaffee (Mahlgrad 13-14 im Test) benötigten wir im Schnitt circa 40 Sekunden. Für 15g etwas feineren Aeropress Mahlgrad (Stufe 10) benötigten wir circa 46 Sekunden. Im Espressobereich (Mahlstufe 4,5-5) mahlten wir durchschnittlich 72 Sekunden für ganze 20g Espressobohnen.
Diese Zeit ist durchaus beachtlich und in diesem Bereich hebt sie sich von der Geschwindigkeit auch etwas von der Konkurrenz ab. Dies führen wir im Test durchaus auf die „Spike to Cut“ Technologie zurück. Das Mahlwerk greift quasi erst die Bohnen, um sie dann anschließend zu vermahlen. Dies beschleunigt etwas den Nachschub an Bohnen für das Mahlgut und verhindert etwas das „Popcorning“ (Herausspringen der Bohnen).
Der Mahlgutbehälter lässt sich leicht ein- und ausschrauben. Das Springen zwischen verschiedenen Mahlgradstufen ist durch die Beschriftung an der Mahlgradverstellung schnell und leicht erledigt. Die Statik bzw. statische Aufladung des Mahlguts ist bei der Chestnut X Lite zwar minimal vorhanden, aber ist unserer Meinung zu vernachlässigen. Das macht die Mühle im Gegensatz zur Konkurrenz sehr gut.
Beim Mahlen für Espresso waren wir auch trotz der halben Schritte der Mahlgradverstellung etwas begrenzt und haben uns mit der Anpassung der Bohnenmenge ausgeholfen, um das perfekte Getränkeverhältnis in der angepeilten Zeit zu erreichen. Dieser war dann geschmacklich gelungen und eher auf der dunklen Seite.
Die Zartbitter Nuancen und die Nussigkeit wurden betont. Für dunklere Espresso-Röstungen oder Röstungen mit höherem Robusta-Anteil also gut geeignet. In den beiden Blind „Cupping“ Tests sowie dem Blind Filtertest konnte sie sich jedoch nicht gegen die Etzinger Etz-I und Comandante C40 MK4 durchsetzen. Diese waren oft deutlich klarer und fruchtiger, was uns in den Blindtests eher zusagte.
Die Reinigung der Mühle ist relativ einfach gestaltet. Einfach an der Mahlgradverstellung aufschrauben und dann diesen, sowie den Mahlkegel, die Beilagscheibe und die Feder entnehmen. Die Kurbel und die Achse von oben heraus nehmen und nach der Reinigung mit dem Pinsel alles in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammen setzen. Auch nach mehrmaliger Reinigung passte der Nullpunkt jedes Mal wieder perfekt nach dem Zusammenbau.
Kurzer Vergleich mit der Comandante C40 MK4 und der Etzinger Etz-I:
Statik:
Im Vergleich der Statik sieht man deutlich, dass die Kaffeehandmühle Comandante das Mahlgut am meisten statisch auflädt. Die Timemore erzeugt schon deutlich weniger Statik im Mahlgut und die Etzinger Etz-I verursacht durch ihre Anti-Statik-Vorrichtung keine bis fast keine Statik. Diesen Vorteil büßt sie aber wieder teilweise bei der Tatsache ein, dass eben an dieser Anti-Statik-Vorrichtung Mahlgut hängen bleibt und Zero Retention so nur mit leichtem Nachklopfen möglich ist.
Haptik:
Jede dieser Mühlen spielt haptisch in der obersten Liga mit, jedoch mit verschiedenen Ansätzen. Während die Kaffeehandmühle Comandante mit den edlen Holzelementen und ihrem ganz eigenen Mahlgeräusch glänzt, setzt Timemore beispielsweise darauf, den Korpus aus einem Stück zu fertigen und absolut keinen Kunststoff zu verwenden. In unserem Test ist die Timemore auch die einzige Mühle, die wirklich ausschließlich Aluminium und Edelstahl verwendet. Die Etz-I Kaffeehandmühle wiederum wirkt äußerst robust, was auch an ihrem hohen Gewicht liegt. Auch bei ihr wird Kunststoff nur sehr dezent eingesetzt (Knauf und Abdeckung).
Mahlgradverstellung und Reinigung:
Während sich die Reinigung bei der Timemore und der Kaffeehandmühle Comandante ziemlich ähnlich gestaltet. Mahlwerksversteller an der Unterseite komplett lösen und Mahlkegel inklusive Feder entfernen. Kurbel abnehmen und Achse herausnehmen und darauf achten, die Beilagscheibe sowie die Feder nicht zu verlieren.
Hier geht Etzinger einen sehr eigenen und einfachen Weg. Es lässt sich mit einfachem Drehen der Mahlgradverstellung bis an die gekennzeichnete Stelle der Mahlkegel einfach nach unten herausziehen. Das alles ganz ohne Schrauben, Beilagscheiben oder einer Feder.
Bei der Mahlgradverstellung haben wieder die Comandante und die Timemore ihre Ähnlichkeiten. Beide sind von unten zu Verstellen. Im Gegensatz zur Comandante jedoch, ist bei der Timemore der Mahlgrad an der Verstellung gekennzeichnet und kann somit immer abgelesen werden. Ein erneutes Zurück zum Nullpunkt und Mahlgrad neu einstellen kann man sich dort also sparen. Am einfachsten gestaltet es hier wieder die Etzinger, die den Mahlgrad gut ablesbar von außen einstellen lässt, ohne sogar den Mahlgutbehälter abnehmen zu müssen.
Mahlgut und Geschmack:
Alle drei Mühlen erzeugen ein tolles Mahlgut. Jedoch muss man hier die Comandante hervorheben, die ein wirklich auffällig homogenes und gleichmäßiges Mahlgut erzeugt.
Geschmacklich können bei Espresso alle drei überzeugen. Während die Timemore und auch die Etzinger kräftig und oft geschmacklich dunklere Ergebnisse erzielt, sind die Ergebnisse bei der Comandante ausgewogener und einen Tick süßer. Bei der Comandante und auch der Timemore ist man im Espressobereich jedoch deutlich limitierter als bei der Etzinger. Für hellen Espresso würden wir also eher eine Comandante mit Red Clix Achse bevorzugen. Hingegen bei dunkleren Röstungen oder bei Röstungen mit höherem Robusta-Anteil würden wir die Timemore oder die Etzinger empfehlen, die auch ohne Upgrade genug Einstellmöglichkeiten besitzt um seinen perfekten Mahlgrad für den Siebträger zu finden.
Im Filterbereich müssen wir die Comandante lobend hervorheben. Sie schaffte es bei beiden Blind “Cupping” und bei dem Blind Filtertest (Hario V60) auf Platz eins. Im Filterbereich konnte sich die Timemore Chestnut X Lite gegen die starke Konkurrenz so nicht durchsetzen. Sie produzierte gefühlt mehr Feinstpartikel und hatte dadurch geschmacklich zwar oft vollere und dunklere, jedoch auch etwas mehr Bitterkeit und etwas weniger Fruchtigkeit als die Konkurrenz. Natürlich ist der Geschmack immer objektiv zu betrachten und es handelt sich bei allen drei Mühlen um lediglich leichte geschmackliche Unterschiede.
Kurzes Fazit:
Die Timemore Chestnut X Lite ist eine tolle Handmühle, die mit ihrer Optik und Materialauswahl sowie mit ihrer Verarbeitung durchaus punkten kann. Natürlich hat sie in dieser Preiskategorie auch eine harte Konkurrenz. Auch in unserem Test wurde sie natürlich mit den absoluten Premium-Handmühlen verglichen.
Wir können sie vor allem für Espresso-Liebhaber aber auch für Kunden empfehlen, die öfter zwischen Mahlgraden wechseln. Ebenso zu empfehlen ist sie für Kunden, die nach einer etwas schnelleren Handmühle mit kaum statischer Aufladung und einer tollen Materialauswahl suchen. Uns überzeugte das Design, die Wertigkeit, die tolle Verarbeitung sowie der tolle Grip beim Kurbeln.
Wir hoffen Ihnen die Timemore Chestnut X Lite etwas näher gebracht haben zu können und Ihnen eventuell bei Ihrer Kaufentscheidung geholfen zu haben.